Berlin-Filme: Emil und die Detektive (2001)

Ich habe ja einen leichten Faible für Berlin-Filme, also Filme, die irgendwie in Berlin spielen. Oft muss ich dabei ein bisschen leiden, weil aus dramaturgischen oder “ist-mir-egal”-Gründen meistens die Topographie der Stadt völlig auf den Kopf gestellt wird. Damit es eine schöne Bildfolge gibt, steht dann das Brandeburger Tor quasi neben dem Fernsehturm und die Oberbaumbrücke muss eigentlich immer herhalten und steht eigentlich in jedem Bezirk, damit eine U-Bahn adredd drüberfahren kann.

Jedenfalls war heute wieder Filmabend mit den Kindern und auf Netflix sprang mich “Emil und die Detektive” (2001) mit Jürgen Vogel an. Die Verfilmung ist eher frei nach Kästner, da sie in den 90ern des Nachwende-Berlins spielt und manchmal unfreiwillig komisch wie eine 90er-Doku bzw. wie ein Prodigy- oder Rave-Video aussieht. Aber nicht uncharmant. Was dabei überraschend freute: erstaunliche viele Stadtdetails sind richtig eingearbeitet. Wenn sich die Personen durch die Straßen bewegen, kann man die Bewegungen nachvollziehen und denkt “stimmt, so würde man da langlaufen”. Natürlich nicht ohne die eine Verfolgungsjagd, in der die Oberbaumbrücke dann doch wieder magisch wandert (diesmal Richtung Gleisdreieck). Aber hey: eine Brückenwanderung sei einem Film zugestanden.

Und Jürgen Vogel als Bösewicht mit roten Lederstiefeln will man wirklich nicht nachts begegnen.

Ein schrulliger kleiner Film für Kinder, der ohne die aktuelle Animations-Film-Hekt auskommt. Und die Erwachsenen können sich an Details aus dem 90er-Berlin erfreuen (“Ach, guck mal, da der Bahnhof Zoo… stimmt, so sah das aus!"). In der Wikipedia empfiehlt man übrigens den Vergleich aller acht Emil-Verfilmungen, weil “Bei direktem Vergleich der drei deutschen Filme bekommt man einige Einblicke in den jeweiligen Zeitgeschmack sowie in die Veränderungen Berlins.". Challenge accepted.