Tod

Auf der Heimfahrt vom Land stehen wir eine Viertelstunde in einer kleinen Straße, weil zwei Krankenwagen vor einem SeniorInnenheim die Weiterfahrt blockieren. Es ist bereits dunkel und das Blaulicht zuckt in die Nacht. Irgendwann wird eine alte Frau auf einer Liege hinaustransportiert. Sie lebt noch, denke ich. Aber die Szene wirkt einsam und routiniert zugleich. Ob die Kinder hinten schlafen, denke ich. Ich bin mir unsicher, ob ich es gut oder schlecht finde, wenn sie die Szene verfolgen. Doch, eigentlich ist es okay. So ist das Leben. Vom Beifahrersitz greift die Liebste meine Hand und sagt, “Bitte kümmere Dich drum, dass es so bei mir nie ist”. Wir schweigen. Ich erinnere mich dran, dass wir endlich diese blöde Patientenverfügung machen müssen. Und ich irgendwie länger leben als sie. Das ist der Deal. Als wir zu Hause ankommen, riecht es muffig im Hausflur. Seit ein paar Tagen wird die Wohnung des verstorbenen Nachbarn saniert. Drei Monate lag er da drin, weitere drei Monate stand die Wohnung unangerührt. Jetzt wird der Ofen abgerissen und zwischendurch sitzen Handwerker rauchend im Hausflur und erzählen, dass sie den Gerucht kaum aushalten. Endlich in der eigenen Wohnung angekommen, lese ich, dass Daniel Küblböck sich wahrscheinlich durch einen Sprung von einem Kreuzfahrtschiff das Leben genommen hat. Im Netz gibt es die gewohnte Häme und die ebenso gewohnte Wehrter-Effekt-Diskussion. Ich bin irgendwie irritiert, weil ein guter Freund vielleicht vor Jahren das selbe getan hat und wir es wohl nie so richtig wissen werden. Und eigentlich hatte ich Daniel Küblböck unter “Ist dann doch noch mit Windrädern reich und glücklich geworden” abgespeichert. Das war wohl meine oberflächliche Art, Boulevard-News zu konsumieren.